FRAGEN AN DEN GESCHÄFTSFÜHRER DER EXPERIMENTA WOLFGANG HANSCH
„WISSEN SCHAFFT ERLEBEN“ ist das Motto der experimenta. Was haben Sie seit der Eröffnung dazugelernt?
WOLFGANG HANSCH: Eine ganze Menge. Ich habe das Glück, dass unser Team aus rund 50 verschiedenen Berufsgruppen – vom Astrophysiker bis zur Schauspielerin – besteht. Da lernt man täglich dazu. Das erlernte Wissen reicht dabei von Protuberanzen, es handelt sich um heißes Wasserstoffgas, das von der Sonnenoberfläche in den Weltraum hinausgeschleudert wird, bis zu den Geheimnissen der Theaterrequisite. Das Spannendste ist aber, das Zusammenarbeiten so vieler unterschiedlicher Menschen zu begleiten. Bei aller wissenschaftlicher Erkenntnis in unserer Welt – der Mensch mit seinen Fähigkeiten, Eigenschaften und Vorstellungen bleibt bei jedem Lernprozess das „Maß aller Dinge“.
Was ist das Konzept des Science Centers und welche Zielgruppe soll angesprochen werden?
WOLFGANG HANSCH: In der experimenta werden die Besucher selbst zum Entdecker, zum Er forscher. Dabei können sie frei wählen, welche Ebene der Wissensvermittlung sie nutzen möchten: interaktiv durch die Beschäftigung mit Exponaten, forschend durch das Lösen einer vorgegebenen Aufgabenstellung oder audiovisuell durch partizipatives Zuhören und ‑sehen. Unser Ziel ist der intrinsisch motivierte Wissenserwerb für Besucher aller Alters gruppen und die Offenheit gegenüber Neuem, aber auch die kritische Reflexion.
Was sollte jeder Besucher aus der experimenta mitnehmen?
WOLFGANG HANSCH: Unseren Gästen möchten wir einen Anstoß geben, sich auch nach dem Besuch der experimenta mit Themen aus Wissenschaft und Technik zu beschäftigen. Dafür möchten wir sie animieren, über Alltagsfragen genauso nachzudenken wie über Fragen hochmoderner Forschung. Denn unsere Welt ist so vielfältig, dass ich jeden nur ermuntern kann, neugierig durch das Leben zu gehen. Sicherlich kann die experimenta auch ein Ort der Orientierung sein, denn die heutige Wissensexplosion und zugleich Fake News überfordern viele Menschen.
Donald Trump kommt zu Besuch nach Heilbronn und hat dreißig Minuten Zeit für die experimenta. Welche Mitmachstationen würden Sie ihm zeigen?
WOLFGANG HANSCH: Die experimenta möchte ein Ort sein, wo der Mensch etwas über sich selbst erfährt. Uns ist wichtig, anzuregen, Veränderungen positiv, mit Interesse und auf der Basis humanistischer Wertvorstellungen anzunehmen. Insofern ist der amerikanische Präsident herzlich eingeladen. Ich würde ihm dann ein Exponat zeigen, bei dem es um die Frage geht: „Wann ist eine Banane als pflanzliches Lebe wesen tot?“ Auf diese scheinbar banale und mit einem Augenzwinkern gestellte Frage gibt es keine eindeutige wissenschaftliche Antwort. Umso wichtiger sind der offene Diskurs und der respektvolle Umgang mit anderen Meinungen. Billige Polemik, Geringschätzung und das Vorgaukeln simpler Zusammenhänge sind immer ein Zeichen von Schwäche – und ich würde mir eigentlich einen starken amerikanischen Präsidenten wünschen. Wenn Zeit bliebe, würde ich ihm das sagen.
An welcher Mitmachstation sind Sie schon einmal gescheitert?
WOLFGANG HANSCH: Wenn man sich Zeit nimmt, kann man an keiner Station scheitern. Ent sprechend seinen unterschiedlichen Fähigkeiten wird jeder Nutzer aber andere Erfahrungen machen. Frank Oppenheimer, der erste Direktor des Exploratoriums in San Francisco hat einmal gesagt: „Ich möchte nicht, dass jemand aus meinem Haus geht voller Bewunderung, wie schlau ein anderer war, sondern mit dem Zutrauen, selbst etwas zustande bringen zu können.“ Dieses Credo gilt für mich genauso wie für jeden anderen Besucher.
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
WOLFGANG HANSCH: Zurzeit sind es zwei neben Zeitschriften und Zeitungen: Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von morgen sowie Brian Cox & Jeff Forshaw: Was wiegt das Universum? Wissensreise vom Alltag zum Urknall.