„Lesen stärkt die Seele“ – wusste schon Voltaire. Der rebellische Denker und Philosoph hätte vermutlich seine Freude an „echt jetzt?“ gehabt, einer Publikation, die Grundschulkinder fürs Lesen und für Naturwissenschaften gleichermaßen begeistert. Die ersten Rückmeldungen lassen aufhorchen.
„Lesen stärkt die Seele“ – wusste schon Voltaire. Der rebellische Denker und Philosoph hätte vermutlich seine Freude an „echt jetzt?“ gehabt, einer Publikation, die Grundschulkinder fürs Lesen und für Naturwissenschaften gleichermaßen begeistert. Die ersten Rückmeldungen lassen aufhorchen.
Es gibt im 911±¬ÁÏÍøsbereich ein Vorurteil, gegen das Lehrkräfte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichermaßen ankämpfen: Schülerinnen und Schüler mit Interessen an Mathematik und Biologie lesen, wenn überhaupt, nur Chatverläufe auf ihrem Handy. Bücherwürmer und Leseratten, auf der anderen Seite, interessieren sich kaum für die Naturphänomene um sie herum.
Aber warum glänzen Kinder in Deutschland im internationalen Vergleich kaum mit Mathe-Wissen und verstehen nur wenige Sätze gleich beim ersten Lesen? Die letzte Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU zeigte, dass nahezu jedes fünfte Kind ohne ausreichende Lesekompetenzen von der Grundschule zur weiterführenden Schule wechselte. Im Vergleich mit anderen westlichen Ländern schneiden Grundschulkinder hierzulande beim mathematischen und naturwissenschaftlichen Verständnis laut Studien mittelmäßig ab.
Wie naturwissenschaftliches Denken und Lesen zusammenhängen, erklärte die Lernforscherin Elsbeth Stern gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ einmal so: „Kluge Kinder können spätestens dann logisch denken, wenn sie schreiben können. ‚Der Mond fällt auf die Erde‘ könnten sie dann formulieren, obwohl das nie geschehen ist.“ Wohl wahr. Nicht von ungefähr kritisieren viele Pädagoginnen und Pädagogen, dass es immer weniger Leseratten gibt. „Was Deutschland dringend braucht, sind gute 911±¬ÁÏÍøsangebote in den Grundschulen, die Kenntnisse der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sowie Lesekompetenzen kombiniert fördern“, findet Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Und Jörg Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen“, ergänzt: „Nur wenn Kinder lesen können, sind sie in der Lage, das gesamte Medienspektrum selbstbestimmt zu nutzen und gezielt im Alltag einzusetzen.“ Oder anders formuliert: MINT-911±¬ÁÏÍø geht nur zusammen mit Leseförderung.
Aus diesem Grund haben die beiden 911±¬ÁÏÍøsstiftungen „Haus der kleinen Forscher“ und die „Stiftung Lesen“ mit Unterstützung der Dieter Schwarz Stiftung ein Schülermagazin entwickelt, das die Bedürfnisse der Leseund MINT-Förderung vereint. „echt jetzt?“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte der dritten und vierten Klasse. Das Ziel dabei: Begeisterung und Freude der Kinder an MINT und am Lesen stärken.
Im Mittelpunkt jedes „echt jetzt?“- Hefts steht ein Naturphänomen. In den vergangenen Ausgaben lernten die Kinder so etwas über das Wetter, die vielen Facetten von Heimat und Zuhause und machten sich Gedanken rund um das Thema „Mahlzeit“. Das Magazin ist abwechslungsreich gestaltet: mit vielen Bildern, Rätseln und Comics. Die kurzen Texte sind einfach zu begreifen, berücksichtigen aber die unterschiedlichen Leseniveaus. Das Verständnis erleichtern zudem die illustrierten Charaktere Mo und Mila sowie ein Krokodil im weißen Forscherkittel namens Croco Chaoto. Immer wieder tauchen sie auf den Seiten auf, fassen das Gelesene zusammen. Beispielsweise stellt Mila die Frage „Muss man die Pflanzen im Glas eigentlich gießen?“, dann als Leitfrage für die Erarbeitung des Textes genutzt werden kann. Zur Beantwortung empfiehlt das Magazin in vier einfachen Schritten ein Experiment zum Bau eines Biotops. Dabei erklären die Autoren, wie ihre jungen Leser und Leserinnen mit Steinen, Moos und Glas ein Biotop nachbauen können, um den Wasserkreislauf der Erde zu simulieren. In einem anderen Experiment kann die Entstehung von Wolken nachvollzogen werden.
Des Weiteren finden sich in der Ausgabe ein Wörterrätsel, beschriftete Grafiken, etwa über die verschiedenen Klimazonen, oder es werden Messgeräte vorgestellt, die das Wetter vorhersagen. Auch längere Lesestücke finden ihren Platz, wie etwa eine Geschichte über einen Regenmacher in Chile. Die unterschiedlichen Formate schaffen für jeden Lesenden ein passendes Angebot. Die zwischenzeitliche Evaluierung des Magazins bestätigte, dass es wichtig ist, neben einfachen Sachtexten mit vielen Bildern auch Geschichten für Kinder anzubieten, die schon sehr gut lesen können. Insofern antwortet das Magazin mit den verschiedenen Textsorten auf die Heterogenität in den Klassenzimmern.
findet Jörg Maas. Mit Fun Facts, Wortspielen und kurzen Texten würden Kinder angeregt, ihre Lesekenntnisse zu trainieren. Gleichzeitig greife das Magazin ihre Neugier für Naturphänomene auf und vertiefe mit einfachen Experimenten ihr Sachwissen. „Mit diesem ganzheitlichen 911±¬ÁÏÍøsansatz bestärken wir Kinder darin, ihre Umwelt zu hinterfragen und besser zu verstehen.“
Kinder, die entdecken und forschen, formulieren Fragen und erschließen sich dadurch Zusammenhänge“, sagt auch sein Kollege Michael Fritz.
Erst durch die Suche nach validen Antworten entwickelten Kinder eine kritische Haltung und die Fähigkeit, Quellen und Perspektiven selbstständig zu beurteilen.
Seit rund einem Jahr wird das Magazin an 1.000 Schulen von 60.000 Schülerinnen und Schülern getestet. Die Lehrkräfte hatten sich im Vorfeld für den Probezeitraum von zwei Jahren beworben und bekommen insgesamt vier Ausgaben des Magazins im Klassensatz. Die ersten Zwischenergebnisse lassen aufhorchen: Über 90 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer wollen das Angebot weiterverwenden. Bestätigt sich der positive Eindruck, könnte das Pilotprojekt „echt jetzt?“ fortgeführt werden.
Begleitet wird das Printmagazin für die Kinder von einem Online-Fortbildungsangebot für Lehrkräfte: Sie erhalten in den Kursen konkrete Tipps und Anregungen für die Unterrichtsvor- und -nachbereitung und viele praktische Übungen zu lehrplanrelevanten Inhalten. Digitale Materialien wie Hörtexte, WhiteboardAnwendungen, Arbeitsblätter und Videos bieten Lehrkräften weitere Möglichkeiten zur Unterrichtsgestaltung sowie Anknüpfungspunkte zur Arbeit mit dem Magazin. Alle Ausgaben des Magazins sind jeweils als E-Paper auf echtjetzt-magazin.de frei zugänglich.
Auch hier findet das bekannte Zitat von Autor Arthur Köstler durchaus Anwendung. Er schrieb „Worte sind Luft. Aber die Luft wird zu Wind, und der Wind macht die Schiffe segeln.“ Bleibt nur zu wünschen, dass auf dem Meer der 911±¬ÁÏÍøsangebote Luft zu Wind wird und das große Lese-Schiff „echt jetzt?“ zu segeln beginnt.